Die Kunst des Vorgartens: Ein Plädoyer für blühende Pflanzen statt Schotter

„Zeige mir deinen Garten, und ich sage dir, wer du bist“ – Dieses Sprichwort trifft besonders auf den Vorgarten zu. Der Vorgarten ist wie ein Visitenkarte des Hauses und seiner Bewohner. In diesem Artikel wird ein starkes Statement für bunte Blumen und Pflanzen im Vorgarten abgegeben – und gegen die vermeintlich pflegeleichten Kies- oder Schottergärten. Denn ein pflegeleichter Vorgarten lässt sich ebenso gut mit den richtigen Pflanzen gestalten. Und ein solcher Vorgarten ist nicht nur bienenfreundlich, sondern auch gut für ein angenehmes Wohnklima.

Die steinreiche Gesellschaft: Eine kritische Betrachtung aktueller Vorgartentrends

Viele Eigenheimbesitzer sind im wahrsten Sinne des Wortes „steinreich“. Bei einem Besuch in Einfamilienhaussiedlungen fällt auf, wie sehr sich die Vorgärten in den letzten Jahren verändert haben. Die einstigen kleinen Rasenflächen sind oftmals einer Landschaft aus Steinen gewichen, die mehr oder weniger geschickt platziert und nur gelegentlich von einem einsamen Pflänzchen unterbrochen werden.

Dieser Beitrag soll keineswegs eine Abrechnung mit Steinliebhabern sein. Vielmehr ist es ein Appell an all jene, die gerade überlegen, ihren Vorgarten in eine Schotterwüste zu verwandeln. Es geht darum, die Leser vom Zauber bunter Blumen und lebendiger Pflanzen zu überzeugen.

Es ist wichtig zu betonen, dass Kiesgärten mit passend auf diesen Lebensraum abgestimmten Pflanzen nicht gemeint sind. Ebenso wenig sind alpine Gärten mit entsprechenden Gebirgspflanzen oder beeindruckende Anlagen mit großen Natursteinen, wie sie der Gartendesigner Peter Berg gestaltet, das Ziel der Kritik. Im Fokus stehen Vorgärten, die ausschließlich aus Steinplatten oder Schotter bestehen, bei denen eine Folie oder ein Vlies den Boden unter den Steinen versiegelt und die Steine keinen Lebensraum für Pflanzen bieten sollen.

Der Irrglaube der pflegeleichten Schottergärten

Was veranlasst Menschen dazu, ihre Gärten ohne Pflanzen zu gestalten und auf Steine zu setzen? Laut einer repräsentativen Meinungsumfrage gehen 80% der Befragten davon aus, dass ein solcher Garten weniger Pflege benötigt. Es wird vermutet, dass die Schottergärten von heute die Rasenvorgärten von gestern sind. Rasenflächen sind arbeitsintensiv, denn sie benötigen im Gegensatz zu Stauden zum Beispiel sehr viel Aufmerksamkeit und regelmäßiges Mähen.

Leider erweist sich die Annahme, dass Schottergärten pflegeleicht sind, oft als Irrtum. Blätter, die von anderswo auf die Steine wehen, lassen sich nicht einfach wegrächen, sondern müssen mühsam aufgesammelt werden. Im Laufe der Zeit sammelt sich organisches Material wie Blätter, Samen und anderer Humus an, das zur Nährfläche für Gräser und andere anspruchslose Pionierpflanzen wird. Und diese Pflanzen aus Steinen zu jäten, ist keine angenehme Aufgabe. Bei weißen Steinen wird sich irgendwann auch ein grüner Algen- oder Moosbewuchs bemerkbar machen, der schwer zu entfernen ist.

Weitere Nachteile von Schottergärten sind:

• die Versiegelung von Flächen durch die Folie, wodurch Regenwasser nicht natürlich versickern kann
• Feinstaub von der Straße wird nicht gebunden
• ein schlechtes Wohnklima durch die Erhitzung des Vorgartens und des Hauses
• vergleichsweise hohe Kosten
• verschenkter Raum für Blühpflanzen, wodurch weniger Lebensraum für Insekten, Vögel und andere Tiere entsteht
• ein weniger einladender Bereich für den Austausch mit Nachbarn oder das gemütliche Sitzen am Morgen oder Abend nach getaner Arbeit

Pflegeleicht den Vorgarten gestalten: Mit Bodendeckern und Gräsern

Es ist verständlich, dass es ohne gärtnerische Kenntnisse zunächst einfacher erscheint, auf Rasen oder Steine zu setzen. Die gute Nachricht ist jedoch, dass es Pflanzen gibt, die auch für Nichtgärtner und ohne grünen Daumen ganz einfach zu handhaben sind!

Eine zeitgemäße Pflanzung aus Gräsern und Bodendeckern wird empfohlen, aber auch Gehölze können anstelle der Gräser in Betracht gezogen werden. Je nach Lage des Vorgartens bieten sich entweder sonnenhungrige oder schattenverträgliche Pflanzen an. Eine „artgerechte Pflanzenhaltung“ führt dazu, dass sich die Pflanzen wohlfühlen, gut wachsen und der Gärtner wenig Arbeit mit ihnen hat.

Für einen schönen Effekt und Sichtschutz Richtung Haus können die höheren Gräser nach hinten und die niedrigeren nach vorne Richtung Straße gepflanzt werden. Es ist jedoch ratsam, Durchblicke zu lassen, um selbst auf einer Bank oder an einer kleinen Sitzgruppe sitzend nicht völlig abgeschirmt zu sein.

Die Pflanzen sollten in runden Tuffs oder länglichen Streifen gesetzt werden. Die Anzahl der Pflanzen ergibt sich aus der Breite der ausgewachsenen Pflanze. Wenn die Pflanzen etwas enger gesetzt werden, schließt sich die Pflanzung schneller. Der Boden sollte, wenn er nicht gedüngt wurde, mit Kompost und Hornspänen angereichert werden.

In Bezug auf die Pflege müssen mehrfach blühende Bodendecker nach der ersten Blüte zurückgeschnitten werden und treiben dann wieder nach. Die Gräser sollten im ausgehenden Winter zurückgeschnitten werden.

Pflegeleicht den Vorgarten gestalten: Pflanzenbeispiele für sonnige Vorgärten

Für sonnige Vorgärten oder solche mit langen sonnigen Phasen am Nachmittag bieten sich verschiedene Pflanzen an. Hier einige Beispiele:

• Lavendel: Diese Pflanze ist nicht nur für ihre schönen lila Blüten bekannt, sondern auch für ihren angenehmen Duft. Sie ist sehr pflegeleicht und kommt gut mit trockenen Bedingungen zurecht.
• Rosen: Rosen sind klassische Vorgartenpflanzen und bringen Farbe und Romantik in jeden Garten. Es gibt viele verschiedene Sorten, die sich in Farbe, Größe und Pflegebedarf unterscheiden.
• Gräser: Gräser wie das Pampasgras oder das Lampenputzergras sind ideale Pflanzen für sonnige Vorgärten. Sie sind pflegeleicht und bringen Bewegung in den Garten.
• Kräuter: Viele Kräuter wie Thymian, Rosmarin oder Salbei lieben sonnige Standorte und sind zudem sehr nützlich in der Küche.

Pflanzenbeispiele für schattige Vorgärten

Auch für schattige Vorgärten gibt es eine Reihe von Pflanzen, die gut mit wenig Licht zurechtkommen. Wichtig ist hier, auf eine ausreichende Bodenfeuchtigkeit zu achten. Hier einige Beispiele:

• Farn: Farne sind ideale Pflanzen für schattige Standorte. Sie bringen ein Stück Waldatmosphäre in den Garten und sind sehr pflegeleicht.
• Hosta: Die Hosta, auch Funkie genannt, ist eine robuste Staude mit schönen, großflächigen Blättern. Sie blüht in den Sommermonaten und kommt gut mit Schatten zurecht.
• Rhododendron: Der Rhododendron ist ein immergrüner Strauch, der im Frühjahr mit seiner üppigen Blütenpracht begeistert. Er bevorzugt schattige bis halbschattige Standorte.
• Immergrün: Das Immergrün ist eine bodendeckende Pflanze, die auch im Winter grün bleibt. Sie blüht im Frühjahr und kommt gut mit Schatten zurecht.

Fazit

Die Gestaltung des Vorgartens ist eine Kunst für sich. Während Schottergärten auf den ersten Blick pflegeleicht erscheinen mögen, bringen sie eine Reihe von Nachteilen mit sich. Sie bieten keinen Lebensraum für Pflanzen und Tiere, verschlechtern das Wohnklima und sind arbeitsintensiver als oft angenommen. Eine pflegeleichte und zugleich attraktive Alternative sind Vorgärten mit Gräsern, Bodendeckern und anderen Pflanzen, die an den jeweiligen Standort angepasst sind. Sie verbessern das Wohnklima, bieten Lebensraum für Insekten und Vögel und sind einladend für Nachbarn und Passanten. Mit der richtigen Pflanzenauswahl und -pflege lässt sich ein Vorgarten gestalten, der Freude bereitet und ein Statement für mehr Grün in unseren Städten und Gemeinden setzt.